Forschungsverbund Naturwissenschaft,
Abrüstung und internationale Sicherheit


aus dem FONAS NEWSLETTER, 2001, S. 22-25

Tätigkeitsbericht des FONAS-Vorstandes für die Jahre 2000 und 2001

Dieser Bericht fasst die wichtigsten Tätigkeitsfelder und Aktivitäten der vergangenen beiden Jahre zusammen.

1. Stand der Vereins

FONAS ist seit Mitte 1998 gemeinnützig. Mitgliedsbeiträge und Spenden können somit steuerlich abgesetzt werden. Der Verein hat z.Z. 41 Mitglieder. In 2000/2001 wurden Franz Fujara (Darmstadt), Peter Carl (Berlin), Michael Schaaf (Hamburg), Michael Hoffmeyer, Roland Kollert (Regensburg), Axel Weiß (Berlin) und Beate Meffert (Berlin) als neue Mitglieder aufgenommen. Den Finanzstand weist ein gesonderter Bericht des Schatzmeisters Hans-Heinrich Cordes auf.

2. Eigendarstellung von FONAS

Das Darstellungsblatt von FONAS mit den Zielen, Arbeitsweisen, Tätigkeiten und Beitrittsbedingungen wurde bei Veranstaltungen verteilt und die FONASHome- Page (www.fonas.org) von Hamburg nach Darmstadt (Betreuung: Christoph Pistner) überführt. Sowohl die Durchführung der Fachgespräche in Berlin, die Fachsitzungen des DPG-AKA Physik und Abrüstung als auch die Versendung der Rundbriefe wie auch des Newsletters tragen dazu bei, dass FONAS zumindest in der Fachszene bekannter wird. Wolfgang Liebert war Mitglied – als inoffizieller Vertreter von FONAS (eigentlich von IANUS) – in der Struktur- und Findungskommission zur Förderung der Friedens- und Konfliktforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (bmb+f). Auch aufgrund der kooperativen Anstrengungen innerhalb von FONAS, der wissenschaftlichen Qualität der Projekte und einem entschiedenen Einsatz für eine baldige Förderung gelang es, im Rahmen der Prioritären ersten Maßnahmen (PEM) des bmb+f allen aktiven Arbeitsgruppen eine gut einjährige Finanzierung zu ermöglichen – erstmalig im FONASBereich aus Bundesmitteln. Auch dies ist eine Anerkennung der Arbeit.

IANUS hat im März 2000 den Göttinger Friedenspreis erhalten. Dies ist ein berechtigter Erfolg der Darmstädter Gruppe, es ist aber gleichzeitig auch ein Erfolg für die naturwissenschaftlich orientierte Friedensund Konfliktforschung insgesamt.

3. Interne Zusammenarbeit

Ein Rundbrief (Nr. 6 2000), der über die wichtigsten Entscheidungen und Ereignisse innerhalb von FONAS informiert, wurde – teilweise auch in elektronischer Form – verschickt. Ein weiterer kleinerer Rundbrief wurde Ende Juni 2001 versandt. Allerdings nimmt die Frequenz der Rundbriefe ab, was mit der zeitweiligen Arbeitsüberlastung einzelner zu erklären ist. Stattdessen wurden sowohl Mitglieder wie auch das Fachpublikum durch Einladungsschreiben und E-mails zu den entsprechenden Veranstaltungen eingeladen. Zunehmend soll auf den einfacheren Weg der E-mails zurückgegriffen werden.

Die FONAS-Treffen wurden im gewohnten halbjährlichen Rhythmus abgehalten. Sie gestalten sich meist als sehr arbeits- und informationsintensiv, sowohl in fachlicher wie auch in organisatorischer Hinsicht. Leider ist insbesonder während der DPG-Tagungen kaum Spielraum für vertiefende inhaltliche Diskussionen und Absprachen über die organisatorische Notwendigkeiten von FONAS. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die veranstalteten Treffen und Tagungen einschl. der Fachgespräche (siehe auch Abschnitt 6.).

Ausgelöst durch die Antragstellungen an das bmb+f wurde Anfang 2000 der FONAS-Projektverbund „Präventive Rüstungskontrolle (PRK)“ gegründet. In thematischer Nähe zu diesen inhaltlichen Bemühungen wurde im Herbst ein FONAS-Antrag bei der Berghof-Stiftung für Konfliktforschung eingereicht, der im November 2000 bewilligt wurde.

Tabelle 1: FONAS-Treffen, Fachgespräche, weitere Termine
2000
22. März
7. Fachgespräch/Magnus-Haus [Neuber, Garwin, Postol] Berlin
23.-24. März
Frühjahrstreffen bei der DPGTagung Dresden
23.-24. März
DPG-Fachsitzung Abrüstung und Verifikation Dresden
1. Juli
Info-Seminar mit NaWi- Initiative Göttingen
28. Sep.
FONAS-Herbsttreffen Hamburg
2001
8. März
8. Fachgespräch „Verifikation“ [Altmann, Meffert, Spitzer, Canty] Magnus-Haus, Berlin
15. März
9. Fachgespräch „Präventive Rüstungskontrolle“[ Nixdorff/Dando, Bielefeld, Pistner, Altmann, Mölling] Magnus-Haus, Berlin
29.-30. März
DPG-Fachsitzung Abrüstung und Verifikation Hamburg
30 März
Mitgliederversammlung bei der DPG-Tagung Hamburg
29.-30. Juni
Rüstungskontrolle im Cyberspace (mit FoG:IS u.a.) Berlin
27. Sep.
10. Fachgespräch (mit Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr) Geilenkirchen
28. Sep.
FONAS-Herbsttreffen FZ Jülich

 

4. Besondere Vorstandstätigkeiten

Während die ersten Jahre dem Aufbau von FONAS galten, war ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre der Versuch, finanzielle Unterstützung für die Arbeitsgruppen zu bekommen. Ca. 11 Anträge für den Zeitraum 2000/2001 wurden von IANUS (3), IFSH (3), BVP (2) und CENSIS (3) 1999 eingereicht. Als das bmb+f plötzlich nicht mehr ein eigenes Fachprogramm, sondern stattdessen die Gründung der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) favorisierte, wurde vom Vorstand eine Stellungnahme abgefasst, die insbesondere auf die prekäre Situation im FONAS-Bereich hinwies und daher eine weitere Herauszögerung von Fördermassnahmen fatal erscheinen lies. Schließlich wurden im Spätherbst 1999 neun Anträge für ein Jahr (bis Ende 2000) im Rahmen der PEM des bmb+f bewilligt. Dies gab den FONAS-Gruppen mit einer erstmaligen Förderung aus Bundesmitteln und nach sieben Jahren ausbleibender Unterstützung eine gute Startbasis für eine weitergehende Stabilisierung. Da sich der Aufbau der DSF weiter verzögerte, konnten sich die FONASGruppierungen erst im Sommer 2001 um eine Förderung durch die neue Stiftung bewerben. Zum Glück konnten die ursprünglich auf zwei Jahre angelegten Projekte – durch Streckung der bewilligten Mittel – noch bis ins Jahr 2001 hinein verlängert werden.

Wolfgang Liebert hat als Mitglied der Strukturund Findungskommission bei zwei Treffen an den Beratungen teilgenommen, die zu (nicht unumstrittenen) Empfehlungen für künftige Themen der DSF führten. Im Vorfeld hat er mit Unterstützung einiger weiterer FONAS- Mitglieder ein Initiativgutachten für das bmb+f verfassen können, in dem insbesondere auch auf die Notwendigkeit der naturwissenschaftlich orientierten Forschung hingewiesen wurde.

Diese Vorgänge inkl. die Förderung der Einzelprojekte ist als guter Anfangserfolg zu werten. In Zukunft wird es aber darauf ankommen, inwieweit sich FONAS und die beteiligten Gruppen in der DSF personell und thematisch platzieren können. Angesichts des sozialwissenschaftlichen Übergewichtes wird dies nicht einfach werden. Der Vorstand der DSF hat vor, eine naturwissenschaftliche Stiftungsprofessur zu etablieren. Dies deckt sich mit einem von FONAS seit Jahren verfolgten Ziel. Daher gab es im Februar 2001 eine spezielle Vorstandssitzung zum diesem Thema zusammen mit den ProfessorInnen Nixdorff, Fujara und Spitzer. Darauf basierend wurde im Frühjahr 2001 eine FONASStellungnahme zu einer möglichen Stiftungsprofessur verfasst und an die DSF weitergeleitet.

Auf der Mitgliederversammlung 2000 bat Götz Neuneck darum, bald den FONAS-Vorsitz abgeben zu können. Es wurde beschlossen, dass Wolfgang Liebert den Vorsitz des Vorstandes möglichst im Frühjahr 2001 übernehmen soll. Bezüglich der Zusammenarbeit des Vorstands wurde von ihm am 30.3. ein Grundsatzpapier vorgelegt. Bei der Mitgliederversammlung am 30. März 2001 wurde daraufhin Wolfgang Liebert zum Vorsitzenden des Vorstandes gewählt. Die Mitglieder des Vorstandes einigten sich im Frühsommer 2001 auf eine interne Aufgabenverteilung, um die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen.

Der Vorstand hat sich in dem Berichtszeitraum mehrmals bei einigen Gelegenheiten getroffen, so z.B. bei den FONAS-Treffen in Hamburg (28. März 2001), Darmstadt (15. Mai 2001) und während der Fachgespräche in Berlin. Die Protokolle wurden per e-mail herumgeschickt. Alle in diesem Tätigkeitsbericht aufgeführten Punkte waren Gegenstand der Sitzungen.

Im November 2001 hat sich FONAS mit einer Stellungnahme zur Novelle des Hochschulrahmengesetzes zu Wort gemeldet. Darin wurde die Problematik der vorgesehenen Restriktionen im Bereich von Zeitverträgen an wissenschaftlichen Einrichtungen benannt und auf fatale Konsequenzen für die naturwissenschaf tlich orientierte Friedensforschung aufmerksam gemacht.

5. Kontakte mit Gruppen und anderen Organisationen

Jürgen Altmann und Götz Neuneck haben die Kontakte zur Deutschen Physikalischen Gesellschaft, insbesondere auch über den DPG-Arbeitskreis Physik und Abrüstung, aufrecht erhalten. Die Organisation und Durchführung der Fachsitzung Physik und Abrüstung wurde während der Frühjahrstagung der DPG weitergeführt. Hierdurch ist es möglich, einerseits wissenschaftliche Fachsitzungen zu FONAS-Themen abzuhalten, andererseits können FONAS-Themen vor einem wissenschaftlich interessierten Publikum präsentiert werden. Die DPG steuert in bescheidenem Umfang Reisemittel für externe Gäste und Organisationsmittel bei. FONAS beteiligte sich an der Planung, Organisation und Durchführung der Tagung Rüstungskontrolle im Cyberspace der Forschungsgruppe Informationsgesellschaft und Sicherheitspolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung vom 29.-30. Juni 2001 in Berlin. Alexander Glaser und Tom Bielefeld übernahmen den deutschen Teil der Organisation des diesjährigen UCS-Summer Symposium on Science and Global Affairs (21.-30. Juli 2001 in Berlin). Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit Jg. 3, Nr. 3 FONASNEWSLETTER 24

6. Durchführung von Fachgesprächen

In dem Berichtszeitraum gab es drei FONASPräsentationen (Nr. 7-9) drei davon wurden in Berlin durchgeführt. Das 7. Fachgespräch fand am 22. März 2000 in Berlin im Magnus-Haus der DPG statt. Es wurde mit einem Grußwort von Botschafter Neubert (Beauftragter der Bundesregierung für Abrüstung und Rüstungskontrolle) eingeleitet. Richard Garwin und Ted Postol (USA) trugen zu den US-Plänen zur Raketenabwehr vor. Das 8. Fachgespräch am 8. März 2001 im Magnus-Haus wurde von Oberst i.G. Hugenschmidt, dem stellv. Kommandeur des Zentrums für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr, eingeleitet. Schwerpunkt waren die Ergebnisse der Verifikationsprojekte. Die 9. Präsentation am 15. März 2001 wurde eingeleitet durch Botschafter Schmid (stellv. Beauftragter der Bundesregierung für Abrüstung und Rüstungskontrolle) und moderiert von Götz Neuneck. Hauptvorträge zu den jeweiligen Forschungsergebnissen innerhalb des FONASProjektverbundes Präventive Rüstungskontrolle hielten Kathryn Nixdorff (Darmstadt)/Malcom Dando (Bradford), Tom Bielefeld (Hamburg), Christoph Pistner (Darmstadt), Jürgen Altmann (Bochum) und Christian Mölling (Hamburg) . An diesen Veranstaltungen nahmen je ca. 30 - 40 Personen teil.

Tabelle 2: Projekte im Rahmen der bmb+f-Förderung für das Jahr 2000
Projektverbund Präventive Rüstungskontrolle
Titel Projektleiter Mitarbeiter [Kooperation]
Rahmenprojekt: Präventive Rüstungskontrolle Dr. Götz Neuneck, IFSH Christian Mölling
Einzelprojekt: B-Waffenkonvention und Biotechnologie Dr. Kathryn Nixdorff, IANUS Mark Hotz, Dagmar Schilling [Prof. Malcom Dando Bradford]
Einzelprojekt Raketenabwehr und ABM-Vertrag Dr. Götz Neuneck, IFSH Tom Bielefeld
Einzelprojekt Beseitigung ziviler Plutoniumbestände Dr. Wolfgang Liebert, IANUS Christoph Pistner, Alexander Glaser
Einzelprojekt Mikrosystemtechnik Prof. Dieter Suter, U Dortmund Jürgen Altmann, BVP
Verifikationsprojekte
Titel Projektleiter Mitarbeiter [Kooperation]
Machtverteilung und Koalitionsbildung im internationalen System Prof. William Kerby, CENSIS Jürgen Scheffran, IANUS Darmstadt, Frank Göbeler/Hamburg
Änderungsdetektion mit 1-m- Satelliten zur Unterstützung von Verifikation/ Krisenprävention Prof. Hartwig Spitzer, CENSIS Martin Kollewe
Änderungsdetektion mit 1-m- Satelliten zur Unterstützung von Verifikation/Krisen-prävention Dr. Morton J. Canty, FZ Jülich Morton J. Canty, Irmie Niemeyer
Sensorverifikation von Begrenzungen schwerer Landfahrzeuge- Nachweisverfahren und -system Prof. Pelzl, U Bochum Sergey Linev [Jürgen Altmann] BVP

 

7. Der Newsletter

Hauptsächlich Ulrike Kronfeld-Goharani, unterstützt von Götz Neuneck, stellten den Newsletter #2 her. Auf der FONAS-Homepage findet man eine PDFVersion. Für Ende 2001 wird ein dritter Newsletter erstellt.

8. FONAS-Veröffentlichungen

Aus Anlass der Fertigstellung der ersten Berichte des FONAS-Projektverbundes PRK hat der Vorstand in Rücksprache mit weiteren Mitgliedern beschlossen, eine Schriftenreihe Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit zu gründen. Nach Erkundigungen bei mehreren Verlagen wurde agenda in Münster ausgewählt und die allgemeine Umschlaggestaltung festgelegt. Die ersten 5 Bände werden vom PRK-Projektverbund kommen. Den Start machte Band 2 (Jürgen Altmann: Military Uses of Microsystem Technology – Dangers and Preventive Arms Control) im November 2001. Die FONAS-Schriftenreihe soll FONAS bekannter machen und unsere Anerkennung vergrößern. Wir sollten uns aktiv für eine weite Verbreitung einsetzen. Im Sommer 2001 wurde in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Wissenschaft und Frieden (W&F) eine Zusammenfassung der Ergebnisse des FONAS-Projektverbundes PRK als Dossier Nr.38 veröffentlicht.

9. Aussichten

Der Vorstand ist nach wie vor mit der Organisation der vielfältigen Treffen beschäftigt. Leider liegen diese Arbeiten auf den Schultern nur weniger. Dabei ist zu berücksichtigen: FONAS ist selbstorganisiert und verfügt über keine hauptverantwortlichen Mitarbeiter. Die Selbstorganisation kann nur gelingen, wenn alle mithelfen, insbesondere angesichts der stark gestiegenen Anforderungen durch die bmb+f-Projekte bzw. in Zukunft hoffentlich DSF-Projekte. Die am 28. September 2001 veranstaltete Zukunftswerkstatt (unter Anleitung von Martin Kalinowski) sollte ein Schritt zur Neudefinition der Aufgaben von FONAS für die nächsten Jahre werden. Leider nahmen nur wenige FONAS-Mitglieder teil. Dennoch sind einige Leitlinien sichtbar geworden. Eine FONAS-interne Veröffentlichung der Ergebnisse steht allerdings – wegen allgemeiner Überlastung – noch aus.

Götz Neuneck und Wolfgang Liebert